Auch der KV Bergisch Gladbach musste in diesem Jahr Corona-bedingt eine Pause mit dem Theaterprojekt „Verlorene Kinderheit“ machen – umso größer war die Freude als es diesen Herbst wieder losgehen konnte.
Um den Abstand und eine möglichst große Verteilung unter den Jugendlichen zu gewährleisten, wurden die Räumlichkeiten gewechselt und das Projekt findet nun in der großen Turnhalle einer benachbarten Schule statt. Die Kinder hatten das Projekt wirklich sehr vermisst und stürmten fast auf die Leiterinnen des Projekts, Johanna Niesen und Natalia Plechanov, zu, die sie aber mit einem lauten „Aaaabstaaand!“ noch ein wenig auf Distanz halten mussten. Die Freude war trotzdem unbegrenzt und die Gruppe konnte es kaum erwarten loszulegen.
Für das erste Mal nach dem Lockdown hatten sich die beiden Theaterpädagoginnen etwas ganz Besonderes überlegt, zunächst sollten die Kinder aus einem Blatt Papier eine Papierschlange basteln ohne das Papier zu zerreißen – gar nicht so leicht … Als die Kinder dann damit fertig waren, wurden die imaginären Schlangen auf den Boden gelegt und die Kinder sollten sich vorstellen, was die Schlange sieht, wenn sie in den Himmel und um sich herum schaut. Dabei konnten sie ihrer Fantasie freien Lauf lassen und in einem nächsten Schritt haben die Kinder selbst dargestellt, was die Schlange vom Boden aus gesehen hat. Dabei entstanden viele kreative Figuren, mit denen sich die Kinder in jemand anders hineinversetzen konnten, der zudem andere körperliche Merkmale und Bewegungsmuster hat als sie selbst. Die Gruppe besteht aus 15 Kindern im Alter von 7 bis 9 Jahren, von denen 6 Teilnehmer*innen Geflüchtete sind.
Dies war aber nur eines von vielen Treffen des Theaterprojekts „Verlorene Kindheit“, denn seit 2015 setzt der KV Bergisch Gladbach mit einer Gruppe aus geflüchteten und nicht-geflüchteten Kindern das Projekt bereits um. Durch unterschiedliche Methoden der Theaterarbeit soll in diesem Projekt eine integrative Gruppe entstehen, die zusammen etwas Gutes erlebt. Frust und Aggressionen sollen durch Toleranz und Freude am Kind-Sein ersetzt werden. In kontinuierlicher Arbeit bei den wöchentlichen Treffen soll eine gewisse Stabilität geboten werden und mithilfe der theatralischen Übungen kann den Kindern die Vielfältigkeit von Kommunikation gezeigt und Sprachhindernisse überwunden werden. Das Hauptziel des Projekts ist es jedoch, den Kindern Spaß zu bereiten und sie zurück in ihre Kindheit zu bringen. Zum fünften Mal wird es jetzt schon angeboten und endet für gewöhnlich mit einer großen Abschlussveranstaltung.
Weitere Ziele des Projekts sind aber auch das Selbstbewusstsein der Kinder zu stärken, Inhalte zu entwickeln, die sie aus ihrer eigenen Lebenswelt kennen, und Werkzeuge für Beteiligung zu schaffen. So wird bei jedem Treffen am Ende kurz reflektiert, was für die Kinder gut war und Spaß gemacht hat, was schwierig war, was nicht so gut war und wie man es besser machen könnte. In der Gruppe wird dabei jedes Kind gehört und jedes Kind darf sich einbringen. Darüber hinaus hat das Projekt ebenso die Partizipation und Beteiligung junger Geflüchteter ermöglicht und 6 junge Geflüchtete in die Gruppe integriert. Anfangs gab es noch einige Verständnis- und Sprachprobleme, aber durch die gemeinsamen theaterpädagogischen Spiele haben sie die Möglichkeit sich an den anderen Kindern zu orientieren und schnell und mit Spaß neue Dinge zu lernen.
„Verlorene Kindheit“ findet im Rahmen des Projekts „Jugendverbandsarbeit mit jungen Geflüchteten“ statt.