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Abenteuer Jugendreise: von der Idee bis zum Kölner Dom

Die Jugendlichen nehmen die Projekte selbst in die Hand. (Quelle: Nora Liebetreu)
Die Jugendlichen nehmen die Projekte selbst in die Hand. (Quelle: Nora Liebetreu)

Was kommt eigentlich dabei heraus, wenn zwölf junge Menschen gemeinsam ein Wochenende verbringen? In unserem Fall sind es zwei in Eigenregie geplante Jugendreisen nach Köln und Detmold. Los ging es im Mai 2017 in der djo.Bildungsstätte.Himmighausen. Hier trifft sich spät am Freitagabend eine bunte Gruppe: Die einen gehen noch zur Schule, andere studieren oder arbeiten, manche leben schon lange in Deutschland, manche erst seit zwei Jahren oder kürzer. Die Jüngsten sind 17 Jahre alt, andere 27. Hier heißt es: „B’shayno.Willkommen.“ Dies ist auch der Name des Patenschaftsprojekts, das sie zusammenbringt und in Kooperation der djo-Deutsche Jugend in Europa, Landesverband NRW e.V. mit dem Assyrischen Jugendverbands Mitteleuropa e.V. durchgeführt wird.

In der Bildungsstätte nehmen die B’shayno-Jugendlichen an einem Seminar mit dem Thema „Projektmanagement für Jugendreisen“ teil. Die zentralen Fragen des Wochenendes sind: Was macht eigentlich eine Jugendreise aus? Wie setze ich gemeinsam mit einer Gruppe ein Projekt um? Und wie plane ich so etwas? Unterstützung erhalten die Jugendlichen dabei vom Kölner Verein transfer e.V. und dem Projekt „Kaalay la!“, das Freizeitprogramme für und mit jungen Geflüchteten umsetzt und evaluiert. Ebenso kann der Reiseleiter und Ausbilder für Reiseleiter und Reiseleiterinnen, Rico Ebertz, nicht nur aus dem Nähkästchen der Freizeitprogramme plaudern, sondern vor allem mit handfesten Tipps und Tricks aufwarten, um so manche Tücke zu umgehen. 

Gute Organisation will gelernt sein

An vieles ist zu denken und muss beachtet werden, wenn die Idee ein Erfolg werden soll. (Quelle: Nora Liebetreu)
An vieles ist zu denken und muss beachtet werden, wenn die Idee ein Erfolg werden soll. (Quelle: Nora Liebetreu)

Eines ist jedoch auch für ihn neu an diesem Wochenende: Während einige Teilnehmende in Deutschland geboren und aufgewachsen sind, lernen andere erst seit einigen Monaten Deutsch. Und so müssen manchmal erst ganz grundsätzliche Begriffe erklärt werden. Denn: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einer „Organisation“ und dem „Organisieren“? Und was genau ist eine „unverbindliche Anfrage“, die bei der Suche nach einer Unterkunft wichtig ist? Doch auf die Gruppe ist Verlass und Erklärungen meist schnell gefunden. Am Sonntagabend zumindest, nachdem in zwei Teams recherchiert, diskutiert und präsentiert wurde, sind sich alle Teilnehmenden einig: Wir möchten Reisen für Kinder und Jugendliche anbieten und durchführen. Der Teilnehmer Hassan Al Hanna fasst es so zusammen: „Ich habe viel Spaß gehabt und über das Projekt Management gut gelernt und Erfahrungen bekommen. Die Zeit ist schnell vergangen, aber leider war das sehr kurz.“

Ein Glück, dass es direkt weitergeht. In der Praxisphase finden die Jugendlichen des Vereins B’shayno Paderborn e.V. Unterstützung von dem Projekt „Jugendverbandsarbeit mit jungen Geflüchteten“ des Ministeriums des Landes NRW und der djoNRW e.V.

Weitere Hilfestellung und Rat erhalten die B’shayno-Jugendlichen von Mai bis August 2017: Regelmäßig treffen sich die Organisationsteams mit dem Coach Rico Ebertz, um die entwickelten Jugendreisen nach Köln und Detmold umzusetzen.

In der Coachingphase werden Preise verglichen, Unterkünfte und Busunternehmen angefragt und Kosten kalkuliert. „Ich hatte immer Schwierigkeiten, wenn ich etwas organisieren wollte. Aber jetzt ist Organisieren für mich einfacher. Das Coaching hat mir richtig geholfen und mein Selbstvertrauen gestärkt. Jetzt versuche ich immer beim Organisieren zu helfen und dabei gleichzeitig meine deutsche Sprache zu verbessern“, berichtet die Teilnehmerin Ilouna Hanna.

Von der Theorie in die Praxis

Der Ausflug nach Köln war ein Höhepunkt des Projekts. (Quelle: Nora Liebetreu)
Der Ausflug nach Köln war ein Höhepunkt des Projekts. (Quelle: Nora Liebetreu)

Und dann ist es endlich so weit, die Theorie in die Praxis umzusetzen: Vom 17. bis 18. Juni 2017 reist ein Leitungsteam von sechs Personen mit insgesamt 20 Teilnehmenden nach Köln. Auf dem Programm stehen neben einer Free Walking Tour mit Studierenden und der Besuch eines Escape Rooms auch Zeit zur freien Stadterkundung. Denn die zwei Tage gehen mit An- und Abreise, Gruppenorganisation und Essenspausen schnell vorbei. Es läuft nicht alles wie geplant: Die Stadtführung erweist sich als Flop und auch innerhalb der Gruppe sind nicht immer alle einer Meinung. Doch das Leitungsteam ist dank des Coachings gut vorbereitet und behält einen kühlen Kopf, wenn die Musik zu laut ist oder nicht alle Teilnehmenden mit der Wahl des Restaurants zufrieden sind. Denn was zählt ist das große Ganze. Und das hört sich in Fares Toumas Worten so an: „Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie geil diese Reise war!“

Wer nun denkt, das sei nicht mehr zu toppen, sollte einen Blick auf die Teilnehmerzahl der Reise nach Detmold werfen: Insgesamt 30 junge Menschen machen sich zusammen mit dem Leitungsteam am 27. August 2017 gemeinsam auf den Weg. Stolz kann das Leitungsteam anschließend berichten, dass sie ihr Ziel, getreu dem Motto – die „Kultur in Detmold“ zu entdecken – erreicht haben.

Natur und Kultur

Am Hermannsdenkmal: Eintauchen in Geschichte (Quelle: Nora Liebetreu)
Am Hermannsdenkmal: Eintauchen in Geschichte (Quelle: Nora Liebetreu)

Wobei es genauer gesagt sogar die Kultur um Detmold herum ist, die sie erforschen. Mit dem Reisebus geht es morgens zuerst zu den Externsteinen, dem beeindruckenden Natur- und Kulturdenkmal. Während die Jugendlichen die Sandsteinformationen bestaunen, bereitet das Leitungsteam ein Picknick im Freien vor. Gestärkt geht es dann weiter zum Hermannsdenkmal. Mit einer 360-Grad-Fernsicht bietet sich hier nicht nur ein berauschender Blick über den Teutoburger Wald, sondern auch in die frühe deutsche Geschichte. Und damit geht es auch weiter im LWL-Freilichtmuseum Detmold, das zwar weniger heroisch, aber sehr eindrucksvoll vom früheren landwirtschaftlichen Leben der Region erzählt.

Zwei Reisen, eine Schulung, mehrere Coaching-Gespräche, viel Gemeinschaftssinn, Spaß und neue Erfahrungen später, werfen alle Beteiligten nochmal einen gemeinsamen Blick zurück. Fazit: Die Teams haben mit viel Engagement zusammengearbeitet und während des Prozesses eine Menge über die Planung, Vorbereitung und Umsetzung von Reiseprojekten gelernt. Und nicht nur das – auch der eigene Horizont hat sich geweitet! „Es freut mich wirklich, dass ich trainiert und gelernt habe, wie man eigene Ideen organisieren kann“, sagt Ilouna Hanna. Ideen gibt es genug beim AJM und der djoNRW – und engagierte Mithelfer und Mithelferinnen, die bereits auf neue Projekte warten.

Autor: Lena Schulte-Michels

 

Projektbeteiligte:

djo-Deutsche Jugend in Europa, Landesverband NRW e.V.
Assyrischer Jugendverband Mitteleuropa e.V.
B’shayno Paderborn e.V.

 

 

 

 

 

 

 

transfer e.V. im Rahmen des Projekts „Kaalay la!“
Technology Art Science Cologne

 

 

 

 

 

 

 

 

Gefördert von: