Fassungslosigkeit, Unverständnis und Traurigkeit beschreiben wohl am besten unsere Gefühle, als wir gestern Morgen die Nachricht vom Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union hörten. Rund 52% Prozent aller stimm-berechtigten Briten votierten für den Brexit und damit gegen den Verbleib in der EU. Wir, der Landesverband NRW der djo-Deutsche Jugend in Europa, respektieren die Entscheidung der britischen Wähler, halten sie jedoch für falsch und sehen darin ein gefährliches Signal für Europa. Mehr denn je bekennen wir uns zu einem geeinten und friedlichen Europa.
In den letzten Jahren wuchs die Europäische Union kontinuierlich an und die Zusammenarbeit der Mitgliedsländer wurde immer enger. Nun, nach fast 60 Jahren, verlässt erstmals ein Land die Gemeinschaft. Der Entschluss Großbritanniens ist unverrückbar. Diese Entwicklung ist zu bedauern, überwiegen doch eindeutig die Vorteile, die eine große europäische Gemeinschaft mit sich bringt: Die EU setzt sich für verbindliche, rechtliche Standards ein, die über normale Grundrechte hinausgehen. Das sind z.B. Rechte, die die Arbeits- und Umwelt betreffen; oder soziale Rechte wie auch besondere Rechte von Kindern und Jugendlichen. Die EU garantiert Sicherheit, etwa in der grenzüberschreitenden polizeilichen Zusammenarbeit. Sie leistet Strukturhilfe und stärkt so den wirtschaftlichen Zusammenhalt. Und nicht zuletzt steht die Europäische Union für die kulturelle Vielfalt und die Demokratie, denn Mitgliedsländer müssen demokratische Standards einhalten. Dies ist eine wichtige Voraussetzung für ein friedliches und gleichberechtigtes Zusammenleben der verschiedenen Völker. Die EU ist ein Garant für Frieden und als stärkster Wirtschaftsraum auch ein Garant für Wohlstand, jenseits sozialer Kälte.
Unabsehbare Folgen
Der Brexit, die Entscheidung Großbritanniens die Europäische Union zu verlassen, ist eine historische Zäsur und wirft viele Fragen zu der Zukunft der EU auf. Wie reagieren die anderen 27 Mitgliedstaaten? Gibt es ähnliche Tendenzen, die ein stabiles Europa ins Schwanken bringen können? Oder besinnen sich die verbliebenen EU-Staaten auf ihre Stärken und die europäischen Werte? Europa steht vor neuen großen Herausforderungen. Deshalb geht es jetzt darum, dass die Mitgliedstaaten der europäischen Gemeinschaft mehr denn je zusammenstehen. Der Schock des Brexit darf für die EU keinen Stillstand bedeuten, denn dies wären Freiräume und Chancen für Populisten, die die EU und ihre gemeinsamen Werte und Ideale bekämpfen.
Wir glauben an die europäische Idee
Wir, der Landesverband NRW der djo-Deutsche Jugend in Europa, sind nicht nur mit unserem Namen an Europa gebunden, sondern auch mit dem Herzen. Die vielen internationalen Begegnungen, die unsere Gruppen europaweit erlebt haben, zeigten uns die Möglichkeiten eines grenzenlosen Europas. Vorurteile wurden abgebaut, andere Kulturen lernte man kennen und neue Freunde wurden gewonnen. Die djoNRW setzt sich auch in Zukunft weiter für diesen Weg ein. Wir fordern ein friedliches Europa ein, in dem der trennende Charakter von Grenzen überwunden wird. Stumpfer Nationalismus ist gerade in diesen Tagen falsch und äußerst gefährlich.
Die Europäische Union ist eine Erfolgsgeschichte. Sie ist auch das Ergebnis der schrecklichen Erfahrungen der beiden Weltkriege des vergangenen Jahrhunderts. Das Elend und die Folgen kriegerischer Auseinandersetzungen sieht und spürt Europa gerade in letzter Zeit. Viele Menschen fliehen vor dem Krieg und der sinnlosen Gewalt in ihrer Heimat. Viele Geflüchtete hoffen auf ein friedliches und menschenwürdiges Leben in Europa. Die vergangenen Jahrzehnte haben gezeigt, wie verschiedene europäische Völker in Frieden neben- und miteinander leben können. Dies war und ist der richtige Ansatz, den auch die djoNRW mit aller Konsequenz weiter verfolgen wird – denn wir glauben an die europäische Idee.
Autor: Christian Gradt, Landesvorsitzender NRW der djo – Deutsche Jugend in Europa